Schnellen Schrittes durchschreiten die Matrosen in ihren weißen Anzügen die Reihen und erklimmen die Stufen der Bühne, auf der eine riesige, weiße Torte steht. Als sie sich öffnet, bricht in der Ersinger Turn- und Festhalle tosender Beifall los: Minutenlang wird geklatscht und gejubelt, um das neue Prinzenpaar der Karnevalsgesellschaft Fledermaus zu begrüßen: Ihre Lieblichkeit Svea I. (Melcher) und seine Tollität Kevin I. (Reich) werden die Narrenschar bis zum Aschermittwoch regieren, dabei für beste Stimmung sorgen und „einen Kampf gegen Stumpfsinn und Trübsal“ führen. So formulieren sie es bei der Feier des Elften im Elften in ihrer Antrittsrede, verbunden mit einem Schwur auf die jahrhundertealte närrische Tradition des Orts. „Wir sind Eure Herrscher, wenn Ihr seid bereit, die Fasnet zu feiern in Fröhlichkeit“, rufen die beiden Regenten in die voll besetzte Halle. Sie treten die Nachfolge von Noelle I. und Fabian I. an, denen Dominik Kern für „eine tolle und sehr engagierte Kampagne“ dankt.
Als der Präsident zur Begrüßung an das Rednerpult tritt, trägt er eine weiße Uniform und verkündet, die Reederei habe weder Kosten noch Mühen gescheut, um den Gästen einen schönen Aufenthalt zu bieten: Die KG Fledermaus sticht in See und unternimmt eine Kreuzfahrt auf einem Fasnets-Traumschiff, das viel zu bieten hat. Etwa die von der Gruppe WD 40 inszenierte Geschichte eines Manns, der sich eigentlich auf einen schönen Liebesurlaub mit seiner Freundin gefreut hatte. Doch dann taucht auf einmal der griesgrämige Opa auf, der nicht nur den nervigen Enkel im Schlepptau hat, sondern an Bord auch ein Auge auf eine „Riesen-Saukatz“ wirft. Als er die leicht maskulin wirkende Dame zum ersten Mal sieht, hat er sofort den perfekten Anmachspruch parat: „Ich hab mir gestern Nacht ins Bett geschissen. Kann ich bei Dir schlafen?“ Auf dem Traumschiff geht es drunter und drüber, auch in der Kombüse der Gruppe „Ab jetzt Drilling“, die eigentlich gar keine Lust zum Kochen hat. Mit einem grillenden Bürgermeister können Luca Zimmermann, Nils und Cedric Sorger allerdings nicht rechnen, denn der macht das „nur für ein Foto im Blättle“. Also greifen sie zum „Thermomix Turbo Extreme 24“ und fragen sich, was man eigentlich zum Soßenbinden nimmt: „Eine Schleife oder einen Knoten?“
Wie gut, dass wenigstens die „La Fleurs“ den Durchblick haben. Etwa über die Route des Schiffs, das den Kämpfelbach entlang nach „Kingsriver“ und „Stone“, später nach Ispringen, also „I-jumping“, und dort zum „Young boys place“ fährt. Mit Englisch kennen sich die „La Fleurs“ genauso gut aus wie mit Italienisch. Deshalb wissen sie, dass „Funghi alla tonno“ ein „Pilz vom Fass“ ist. Während sie im Logbuch „mehr Fehler als in unserem Gemeindeblatt“ entdecken, würden sich Elena Morlock und Svea Melcher gerne einen Mann angeln. Im Publikum finden sie nicht nur „einige Schiffer“, sondern auch einen Rettungsschwimmer, der sich sogar im „Rumsdibumsdi-Fluss“ auskennt. Sogar Matrosen gibt es in der Ersinger Festhalle. Matrosen, die mit Besen tanzen und Jacken beim Ausziehen schwungvoll über die Bühne werfen können. Auf dem Fasnets-Traumschiff ist alles möglich. Mit der kleinen Garde geht es in die Welt von Monopoly, in die Bahnhofstraße und in die Schlossallee, mit der mittleren Garde bei einem mitreißenden Marsch nach Frankreich. Mit Schwung wirbelt die große Garde über die Bühne, mit akrobatischen Höchstleistungen brillieren die beiden Funkemariechen Elena Winterroll und Annika Steinbrecher. Die Choreografien sind aufwendig, die Bühnenbilder und Kostüme mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Als am Ende alle Tänzerinnen gemeinsam auf der Bühne stehen, kennt die Begeisterung im Publikum keine Grenzen mehr: Auf tosenden Beifall folgt die Zugabe.
Autor: Nico Roller